25. Februar 2014

Race Across America ... was zum Henker reitet mich?

Als unser Team SunClass Solarmodule letzte Woche endlich offiziell bekannt gibt, dass wir beim Race Across America - RAAM - starten werden, ist es raus. Endlich. Eure Reaktionen bestätigen mich - und unser Team - dass wir mit diesem Projekt, das im Juni 2015 seinen Höhepunkt und Abschluss finden wird, ein Thema von großem Interesse angehen werden.



Danke für alle, die uns, und mir im Speziellen, alles Gute wünschen, Danke für Eure tollen motivierenden Kommentare. Und Eure Fragen. Fragen über Fragen. Einige möchte ich hier und heute beantworten - andere Fragen werden wir im Laufe der Zeit klären.

Warum zum Race Across America?


Einige von Euch haben ihre Zweifel geäußert oder sich ihre - natürlich unpassenden - Kommentare dankenswerter Weise verkniffen. Aber es schwebt in der Luft und ich will es klar gestellt wissen: Ja, es gibt einige Rennen in meinem Portfolio, die ich nicht finishen konnte. Namentlich das Race Across the Alps, RATA, das ich 2013 wegen eines Knieschadens nach einem Drittel aufgeben musste - aber auch ohne diesen Schaden nicht hätte finishen können.

Ja.

Und?

Nichts und. Das RATA ist das RATA. Und das ist lange her. Ich habe gelernt. Eine Menge.



Die Idee mit der RAAM-Teilnahme gärt, wenn man ehrlich ist, in jedem von uns. Man kann sich der Faszination dieses Rennens, das nicht nur quer durch "God´s own Country" sondern ein mal quer durch einen ganzen Kontinent führt, nicht entziehen. So auch ich nicht. Eine USA-Querung geistert mir schon lange im Kopf herum.

2009 plane ich einen als 3-Wochen-Urlaubstrip durch die Südstaaten. Daraus wird nichts. Später, eigentlich direkt nach dem RATA, keimt dann die Idee, einen Renneinsatz für unser Team daraus zu machen. Das RAAM ist ein absoluter Traum. Und träume sollte man sich erfüllen.

Nach Rücksprache mit unserem Sponsor - SunClass Solarmodule - der sofort Feuer und Flamme für das Projekt war, stand einer Umsetzung (fast) nichts mehr im Wege.

Also - warum nicht?

Das RAAM im Zweierteam - machbarer?


Mir fällt es bei meiner Teilnahme am Endura Alpen-Traum mitten im Anstieg zum Stilfser Joch wie Schuppen von den Augen: Ich bin ein Teamfahrer. Kein Einzelkämpfer. Wenn alles Gelingen oder alles Scheitern nur auf meinen Schultern allein lastet, nur ich selbst im Fokus stehe, alles Weh von mir abhängt, dann ist das zu viel für mich.
Ich habe keine Probleme, das zuzugeben. 

Ich wachse, ich blühe, ich steigere mich dann, wenn ich ein Rad in einem Getriebe vieler Räder bin.

"Hätte ich Heiko dabei gehabt, ich hatte den Alpentraum gefinished.", sage ich am Telefon des Abends zu meiner Freundin. Und da wird es mir klar: Wenn ich einen Gegenpart habe, einen, der von mir abhängt - von dem ich aber auch abhänge - dann klappt das besser.


Dann kann ich mich aufschaukeln. Mich messen. Mich fallen lassen. Mich verlassen. Ich erinnere: Rad am Ring mit Heiko, das war immer perfekt. Eine super Zusammenarbeit, ich lege vor, er übernimmt, entwickelt es weiter, übergibt es mir. Vertraut es mir an. Und später ich mich wieder ihm. Das ist meine Welt. Das kann ich gut.
Mit Heiko möchte ich das RAAM fahren. Das steht für mich fest.

Ist das RAAM machbarer zu zweit? Wir denken schon. Die Rechnung: 4.800 Kilometer allein - oder 2.400 Kilometer zu zweit? Einfache Lösung, oder?

Anders gefragt: 12 Tage allein. Oder (maximal) 9 Tage zu zweit, davon viereinhalb Tage für einen selbst? Klar: Geteiltes RAAM ist halbes Leid.

Heiko ist Gottseidank genauso verrückt wie ich, da einzuwilligen.

Letztes Abenteuer vor dem Erwachsensein.


Bei mir kommt noch etwas hinzu. Ich bin seit Ende letzten Jahres Vater. Ein strammer, toller Junge ist da geboren. Ein fantastisches Gefühl, ein tolles Kind - eine noch tollere Frau und das Beste daran: Ich habe nun eine richtige Familie. Ganz andere Dinge werden plötzlich wichtig. Da ist nun ein kleiner Mensch, der auch die Welt sehen und kennen lernen will. 

Für mich ist das RAAM auch deshalb mein letztes große Abenteuer als Junge, bevor ich mit dem Rennradfahren kürzer treten werde. Bevor aus dem Jungen ein Vater wird.
Seit 2010 bestreite ich nun Rennen, investiere nicht nur einen Großteil meines Geldes, sondern auch meiner Zeit in diesen fantastischen Sport. Ich habe in den Saisons - vor allem auch Dank unseres Teams SunClass - Rennkalender abfahren können, die manch anderer, weil privat finanziert, nicht einmal in 10 Jahren zusammenbekommen würde. 


Ich konnte mir jahrelang fast alle Renn-Wünsche erfüllen, die ich hatte: Rad am Ring, fast den kompletten German Cycling Cup, Milano-Sanremo, Dreiländergiro, Gran Fondo New York, allerlei Alpen- und Pyrenäen-Rennen und Rennrad-Touren durch Italien, Frankreich oder Dänemark. Ich war drei Jahre lang "Profi" - einchecken am Flughafen, Hoteltransfers, Rennteilnahmen, geile Trikots, noch geilere Rennräder. Ein Traum.

Und jetzt? Jetzt werde ich noch ein mal Gas geben. 
Noch eine Saison alles in die Waagschale werfen. 
Mich zusammenreißen, zusammenraufen und wieder an den Start gehen. 
Einen Kindheitstraum erfüllen.
Ein letztes mal.

Bevor ich dann meinem Kind alle Träume erfüllen werde.

Das RAAM ist mein letzter Auftritt. Sicher, danach wird es noch viele Rennrad-Kilometer geben. Diese dann aber (vorerst) nur noch zur Entspannung. Zum Abschalten. Zum "mal rauskommen". 

Und was eignet sich als Abgang mehr, als beim härtesten und krassesten Radsport-Event der Welt anzutreten? Eben. Außer dem RAAM fällt mir da auch nichts ein.

Was passiert nun bis Juni 2015, wenn das Race Across America startet?


Einige von Euch löchern mich schon, stellen Fragen und haben ihre Theorien, wie man trainieren sollte und müsste, an was wir denken sollten und was wir auch keinen Fall vergessen dürfen. 

Wir planen das RAAM seit November 2013. Seit dieser Zeit sitzen wir zusammen, sprechen mit ehemaligen Teilnehmern, mit Leuten aus der Szene und der Rennrad-Branche. Rechnen, recherchieren, füllen Tabellen, planen, grübeln.

Ich will noch nicht zu viel verraten, aber: Wir werden mit dem Radlabor und Tim Böhme zusammenarbeiten, die nicht nur die Leistungsdiagnostiken, Trainingspläne und die Trainingsbegleitung organisieren, sondern auch die Fortschritte stetig überwachen.


Wir haben nagelneue Rennräder von Cervélo und Profizubehör wie Laufradsätze oder Spezialsättel von weiteren Partnern am Start, um mit der best möglichen Ausstattung auf die Strecke gehen zu können.

Wir stellen eine tolle Crew zusammen, mit der wir das ganze Jahr 2014 und das halbe 2015 trainieren werden: Also eine ganzheitliche Vorbereitung auf das Race Across America umsetzen werden, die nicht nur das Fahrerische, sondern auch die Betreuerseite trainiert und perfektioniert. "Mini-RAAM" also - vorne der Racer, dahinter das Begleitfahrzeug.

Wir werden kaum an Rennen teilnehmen, sondern ab März bis Juni 2015 durchweg nur auf das Ziel RAAM-Finish trainieren. Außer dem Endura Alpen-Traum (mit dem ich noch eine Rechnung offen habe) und vielleicht der Mecklenburger Seenrunde sind keine weiteren Rennen geplant. Auch das nimmt voraus, wie intensiv wir uns vorbereiten werden. 

Und das übrigens auch nicht nur auf dem Rennrad: Viel Indoortraining auf der Matte steht an.

Natürlich wieder mit dabei: Die Punchline-Filmcrew.


Nicht zuletzt: Nachdem wir mit "Punchline - 24 Stunden auf der Nordschleife" die erste Rennrad-Doku bereits als DVD im Verkauf haben und mit "Another Punchline - Race Across the Alps" im Juni dieses Jahres der zweite (übrigens wesentlich aufwändiger produzierte) Teil erhältlich sein wird, sind die Berliner Filmjungs Timo und Moritz von Elephants Production auch beim RAAM wieder mit an Bord.

"Final Punchline - Race Across America" wird die dritte und letzte Episode unserer Dokureihe werden. 


Ab Juni bestellbar: www.punchline-movie.de

Ich freue mich auf die nächsten 1,5 Jahre Vorfreude, hartes Training und viel viel viel Teamwork mit unserer Crew und auf wahnsinnige, abgedreht, abenteuerliche, spannende, schnelle, intensive und einfach nur unbeschreiblich geile Tage beim Race Across America 2015.

Ich hoffe, Ihr freut Euch mit mir.
Und mit unserem Team.

13. Februar 2014

Augen auf beim Rennrad-Kauf: Was solltet Ihr beim Kauf eines gebrauchten Carbon-Rennrads beachten?

Keine 3.500 Kilometer bin ich mit meinem neuen Cervélo S5 gefahren - nun ist es verkauft. Mir blutet einerseits das Herz, denn dieses Rennrad ist der Hammer, in seiner Konfiguration mit Sram Red Black und den Cosmic Carbones eine Rakete. Und doch: Ich "kann" nur 2 Rennräder haben und da für die neue Saison ein neues Rad in der Mache ist, brauchte ich den Platz.

Cervélo Rennrader gebraucht (ver-)kaufen?


Schon eine Weile habe ich versucht, das Rennrad zu verkaufen. EBay, eBay-Kleinanzeigen, bei meinem Fachhändler Pirate Bikes und via meiner Kontakte und Reichweite über Social Media und diesen Blog.

Meine Erfahrung: Gebrauchte Cervélos verkaufen sich nicht gut.


Es musste Platz her: Das neue Rennrad kommt demnächst ...

Diese Erfahrung bestätigt auch ein Blick in die beiden letzten Ausgaben der RoadBike und der letzten des Tour-Magazins. In den privaten Kleinanzeigen finden sich von insgesamt 98 Gebraucht-Rennrädern gerade ein mal 2 von Cervélo.

Woran liegt das?

Ich habe hier eine eigene Theorie. Cervélo ist eine Top-End-Marke. Ein "Mercedes" unter den Rennrad-Marken. Vom Marken-Image her kein Canyon, kein Rose. Eine Marke, die für High-Tech und Performance steht. Dieses "teure" Image hat sich Cervélo lange erarbeitet - mit Rennrädern und vor allem Triathlon-Rädern, die Maßstäbe setzten und noch immer setzen. 


Mein Käufer, René Wasmund, beschaut sich das Cervélo S5 genau. Richtig so!

Das Engagement im Profisport, das gezielte Sponsoring von Profis - auch wieder gerade im Tria-Bereich und natürlich das legendäre Cervelo Test Team sorgten für beeindruckende Siege dieser eher kleinen Firma aus Canada. (Stichwort: Kona Bike Count)

Ein wertvolles Marken-Image. Das aber so gar nicht zum Gebrauchtmarkt passt. Wer Cervélo kaufen will - also sich bewusst für diese Räder und damit auch dieses Image entscheidet - der will nicht sparen. 

Hinzu kommt natürlich der hohe Wiederverkaufspreis eines solchen Rennrades: Selbst dieser kann noch weit über dem Neupreis eines kompletten Versandrades liegen.

Der Käufer meiner Maschine - Rene Wasmund, Streckenchef der Mecklenburger Seenrunde und leidenschaftlicher Racer - hat sich bewusst gegen ein Neurad und für meines Entschieden. Im Prinzip noch nagelneu, durch meinen Blog lückenlos dokumentiert und garantiert sturz- oder pannenfrei war er hier auf der sicheren Seite. 

Á propos Sicherheit ...

Worauf solltet Ihr beim Kauf eines gebrauchten Carbon-Rennrads achten?


Gegen den Kauf eines gebrauchten Carbon-Renners spricht natürlich im Grundsatz erst einmal gar nichts. Doch ich würde auf einige Punkte streng achten - und da gibt es ein paar NoNos. Wenn die eintreten: Finger weg!

Carbon ist ein äußerst widerstandsfähiges Material, das - davon habe ich mich trotz anfänglicher Bedenken diesem Werkstoff gegenüber mittlerweile in 3 harten Rennsaisons überzeugt - sehr viel mehr aushält, als wir im ersten Moment denken. Das muss es auch, denn beim Rennradfahren treten enorme Kräfte auf.
"Normales" Rennradfahren - auch die Teilnahme an Rennen - können meiner Meinung nach einen guten Rahmen, die Gabel oder Anbauteile nicht maßgeblich verschleißen.


Nur ein Riss im Lack - oder kurz vor dem ABriss?

Bei einem Sturz sieht das anders aus: Oftmals sind Risse im Carbon kaum zu erkennen. Doch Carbon kann sofort und komplett brechen, wenn die Struktur versagt. Anders, als bei Alu oder Stahl, wo Risse langsamer entstehen können, man noch Zeit hat, anzuhalten, kann z.B. ein Rahmen- oder Gabelbruch bei Carbon-Rennern sofort zum totalen Zersplittern führen. Schwere Stürze und entsprechend ernste Verletzungen sind die Folge. Lebensgefahr!

Deshalb sollte Euer Verkäufer glaubhaft die Sturzfreiheit nachweisen können - die typischen Überbleibsel von Stürzen an den Ausfallenden, Lenkerhörnchen außen, zerschrammten Pedalen, Schnellspanner-Enden oder Sätteln können auf einen Sturz deuten. Dann heißt es - Augen auf!

Ich persönlich würde sofort die Finger von dem Rahmen lassen, auch wenn es sich unter Umständen wirklich nur um oberflächliche Kratzer handelt: In einer Alpen-Abfahrt bei +80 km/h möchte ich mich auf die Serpentinen konzentrieren, nicht Angst haben, dass der Kratzer womöglich doch ein Haarriss sein könnte ...

Sollte selbstverständlich sein: Eine Probefahrt.


Was beim Neukauf richtig ist, ist beim Macht in jedem Fall eine ausgiebige Probefahrt! Das heißt, dass Ihr nicht nur testet, ob das Rad gut läuft, Euch gefällt oder die Schaltung die Kette sauber duchrasselt, ich meine, dass Ihr das Rennrad belasten solltet. Macht - am besten auf einem leeren Parkplatz oder einer abseitigen Straße ohne viel Verkehr - einige Sprints. Also harte Antritte. Besser noch: Ist eine Rampe in der Nähe, mehr als 15% auf einigen hundert Metern? Dann hoch da!

Sprints und hartes Klettern leiten viel Kraft über das Tretlager in den Rennrad-Rahmen. Dann hört genau hin: Knarrt oder ziept etwas? Das könnten Rissflächen sein, die an einander arbeiten. Versucht, möglichst hart zu Bremsen - auch im Stehen bei angezogener Vorderradbremse die Lenkköpfe testen: Sitzt da alles? Ist das Lager in Ordnung?


Eine ausgiebige Testfahrt lässt sich der Streckenchef der
Mecklenburger Seenrunde nicht nehmen.

Alles Geräusche, die nicht "normal" klingen unbedingt untersuchen!

Zieht die Sattelstütze komplett heraus: Hat die Klemmung durch zu festes Anziehen vielleicht den Schaft beschädigt? Aufgepasst: Eine gebrochene Sattelstütze kann zu ernsthaften Verletzungen führen. Abgesehen davon kosten die Dinger so Einiges.

Entfernt die Laufräder und schaut Euch die Innenseiten von Gabel und hinterer Aufnahme an: Gabeln biegen sich bei Kurvenfahrten unter hohen Geschwindigkeiten. Das können und dürfen sie auch - wenn hier der Lack oberflächlich kleine Risse aufweist, ist das an sich noch kein Problem: Wenn Ihr aber durch vorsichtiges Zusammendrücken der Gabelenden aus kleinen Rissen große machen könnt, dann aufgepasst! Ansonsten könnten dies aber auch nur Kratzer von Steinen sein, die der Reifen mit durch die Gabel gejagt hat.


Kleine Lack-Kratzer in der Gabel-Innenseite meines R3 - kein Problem. 

Wenn Ihr könnt, schraubt das Schaltwerk ab und schaut Euch die Ausfallenden an: Zwar sollte mein Rennrädern bei übermäßiger Belastung dieses Rennrad-Teils de Energie durch den Bruch des Schaltauges vom Rahmen abgeleitet werden, manchmal bekommen aber die Ausfallenden auch einen Knacks weg. Bei Vollcarbon-Rahmen ist so etwas hochgefährlich - und nicht reparabel.



Auf jeden Fall Schaltwerk abschrauben und Ausfallenden begutachten!

Prüft ganz genau Lenker und Vorbau auf Risse und durch zu hohe Belastungen - entweder durch Stürze oder zu große Drehmomente verursacht - entstandene Stellen. Auch wenn es nervig ist und bei Eurem Verkäufer Stirnrunzeln verursacht: Bei Carbon-Lenkern auf jeden Fall das Lenkerband ab und ganz genau hingeguckt! Oder wollt Ihr beim nächsten Ortsschild-Sprint in Untenlenkerhaltung den selbigen brechen sehen?


Bei diesem Alu-Lenker noch OK: Kleine Wellen durch zu hohe Drehmomente.

Das wären mir die wichtigsten Sachen, die ich checken würde - bevor ich mich um die Feinheiten wie Kettenlängung, Zustand von Blättern und Zahnkränzen, dem geraden Lauf der Laufräder, Bremsen und Schaltung usw. widme.

Schaut Euch den Rennen bei Tageslicht draußen an. Und für die Überprüfungen, nehmt eine sehr helle Taschenlampe mit. Ich finde, Eure Sicherheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer, Rennrad-Sportler Eurer Trainingsgruppen und Teilnehmer an den Rennen haben es verdient, dass Ihr auf einem sicheren Rennrad unterwegs seid.

Kaufbeleg und Kaufvertrag - gehören einfach dazu.


Eines, das muss ich sicher nicht extra erwähnen. Und mache es der Vollständigkeit halber trotzdem: Ihr benötigt, um sicher zu gehen, dass Ihr kein gestohlenes Rennrad kauft, den originalen Kaufbeleg vom Verkäufer. Bei einem hohen Kaufwert würde ich sogar so weit gehen, und den Radhändler anrufen - wenn das Rennrad nicht allzu alt ist, wie bei meinem, kann unter Umständen der Verkäufer noch wertvolle Hinweise liefern.

In meinem Fall habe ich sogar René angeboten, mit Robert bei Pirate Bikes zu telefonieren. Ich finde, das schafft Transparenz, gibt mir als Verkäufer die Sicherheit, auch wirklich gerechtfertigt meinen Preis aufrufen zu können - und dem Kaufer die Gewissheit, keinen Schrott zu kaufen.


Wichtig: Einen wasserdichten Kaufvertrag machen!

Damit alles seine Richtigkeit hat, solltet Ihr einen Kaufvertrag abschließen. Hier bieten zum Beispiel der ADFC oder der Verbund Service & Fahrrad (VSF) Mustervordrucke an, die Ihr online ausfüllen und sauber ausdrucken könnt. 

Eigentlich sollte der Verkäufer von sich aus auf einem Vertrag bestehen, böte er ihn nicht mit an, wäre das für mich auch ein komisches Zeichen ...

Der Kaufvertrag hat zudem noch eine ganz andere, vielleicht wichtigere Bedeutung ...

Garantie auf gebrauchte Rennräder


Leider - aber verständlicherweise - geben die Rennrad-Hersteller ihre Garantien nur dem Erstkäufer des Rennrades. Dennoch könnt Ihr Euch bei einigen Herstellern online als neue Besitzer registrieren lassen. Das könnte Einiges bringen: Manche Hersteller bieten Rabatt-Programme oder Crash-Replacement-Vorteile an. Es lohnt sich, das auch als Zweitbesitzer mal zu checken. Ein eindeutiger Kaufnachweis könnte dann wichtig werden.


Auch ein schöner Blog-Post: Rennrad & Garantie. Passt hier grad so schön ...

Zudem braucht Ihr einen Kaufbeleg, dass Ihr das Rennrad ordentlich erworben habt, wenn Ihr dieses selbst versichern möchtet oder - zum Beispiel bei einem Flugtransport oder durch einen Unfall im Straßenverkehr mit Dritten - ein Schaden entstanden ist, der dann belegt und eine eventuelle Schadenersatzsumme festgelegt werden muss.

Ich gebe zu: Für mich wäre der Erwerb eines gebrauchten Rennrades nichts. Ich bin irgendwie eher der Mensch, der lieber in den Dispo geht, um den "Neuwagengeruch" an unbenutztem Carbon zu riechen, als ein Schnäppchen zu machen. Aber da ist ja jeder sein eigener Herr.

Ich bin jedenfalls froh, dass ich dem René mit meinem quasi nagelneuen S5 seine Kaufentscheidung aktiv erleichtern und ihm ein attraktives, faires Angebot machen konnte. Ich wünsche Dir, René, mit dem Renner mindestens genauso viel Spaß, wie ich ihn hatte - und alles Gute! Ich hoffe, ich kann Dich und das S5 demnächst mal bei einem Rennen oder einer Ausfahrt bestaunen?


Es war ... es IST ein so geniales Rennrad - das Cervélo S5.

Ich sagte am Beginn dieses Artikels, dass ich ein weinendes und ein lachendes Auge. Lachend deshalb, weil nun Platz ist, für mein neuestes Projekt. Denn es wird nicht nur ein nagelneues Rennrad kommen, sondern mit ihm auch die größte sportliche Herausforderung meines bisherigen Lebens.

Und das wird eine Reise, die ... arschgeil wird! 



Habt Ihr schon einmal ein gebrauchtes Rennrad - womöglich aus Carbon - gekauft? Worauf achtet Ihr, was ich hier vergessen habe? Ich freue mich über Eure Comments.

6. Februar 2014

Leistungssteigerung durch Rote Bete? Teil 2: Rote-Bete-Saft aus dem Supermarkt, selbst gepresst oder doch das High-Tech-Produkt der Industrie?

In meinem ersten Blog-Post zum Thema "Leistungssteigerung durch Rote Bete?" bin ich auf die Grundlagen, die Theorie und einige Forschungs- und Studienergebnisse eingegangen - hier könnt Ihr diesen Artikel lesen. Nun zu Teil 2 ...

Wie sollte ein Sportler die Rote Bete zu sich nehmen?


In diesem Blog-Post möchte ich beleuchten, welche Möglichkeiten Ihr habt, Rote Bete - also das angeblich leistungssteigernde Nitrat - zu Euch zu nehmen, welche Vor- oder Nachteile Ihr bei den einzelnen Produkten habt, welche Kosten auf Euch zukommen und natürlich, wie das ganze am Ende schmeckt.


Große Auswahl: Allein "mein" Kaufland bietet 3 RB-Säfte.

Hierzu "teste" ich verschiedene Rote Bete-Säfte, die ich in ganz normalen Supermärkten oder Bio-Läden kaufen kann (in meinem Fall Kaufland und Bio Company), probiere das eine oder andere Rezept für selbst gepressten Rotebete-Saft aus und schaue mir ein Rote-Bete-Produkt an, das der Schweizer Spezialist für Endurance-Sportsfood Sponser seit etwa einem Jahr anbietet.

Ob Rote Bete nun wirklich das legale "Bio-Doping" ist und ob ich als stinknormaler Hobbysportler ohne profiärztliche Anleitung oder der eines Trainers (so, wie es den meisten von uns gehen wird) leistungssteigernde Wirkungen damit erzielen kann, das teste ich gerade während meiner Vorbereitung auf den Rom-Marathon Ende März. Das wird dann auch Teil 3 und damit letzter Teil meiner Rote Bete-Serie werden. Heute geht es aber erst einmal um die verschiedenen Formen, sich den roten Saft zuzuführen.

Rote-Bete-Saft aus dem Supermarkt: Riesenauswahl. Doch wo sind die Unterschiede?


In unserem lokalen Kaufland hier in Altona entdecke ich im Saftregal 3 Rote-Bete-Säfte und lange zu. Für ein Nischenprodukt (dachte ich immer) ganz schön viele Anbieter, wie ich finde.

Generell habt Ihr die Auswahl zwischen Säften, die naturbelassen als Direksaft oder aus Konzentraten hergestellt werden, oder die milchsauer vergorenen Säfte.

Bei dem milchsauer vergorenen Saft wird ein Teil des im Saft enthaltenen Fruchtzuckers in Milchsäure aufgespalten. Das hat zur Folge, dass sich vor allem der pH-Wert des Saftes reduziert - der Gemüsesaft wird also etwas saurer. Das ganze wird gemacht, um die Haltbarkeit zu verlängern.

Milchsauer vergorene Säfte haben als Nebeneffekt einen höheren Vitamin-B12-Anteil, als ihre naturbelassenen Brüder, allerdings schmecken diese Säfte auch etwas anders - dazu aber später.



Auch bei Bio-Company: Immerhin 2 Säfte. Beide milchsauer vergoren.

Sebastian, mit dem ich den Endura Alpentraum gefahren bin und der mich auf den Rote-Bete-Trip gebracht hat, warnte damals: "Milchsauer vergoren - das macht schön Durchfall, also aufpassen!" Generell regt nämlich dieser Saft die Verdauung stärker (und schneller) an, als naturbelassener Saft. Was ich im übrigen nur teilweise bestätigen kann - da hat manch´ starker Kaffee noch ganz anders durchgeschlagen ...

Aber zurück zu den Säften. Neben dem milchsauer vergorenen Saft (in meinem Fall beim in Sachen Rote-Bete doch erstaunlich gut ausgestatteten Kaufland) bietet der Laden noch eine Variante von Schneekoppe und eine Variante in der praktischen 1-Liter-Packung von Grünfink an.


Überraschend: Selbst pressen kostet (viel) mehr.

Letztere als naturbelassene Direktsaft-Variante. Preislich gesehen sind die Unterscheide spürbar, allerdings angesichts der in unserem Sport üblichen Budgets doch eher zu vernachlässigen: So komme ich auf 50 Cent bis 3,56 Euro pro "Shot" - also die 500 ml-Gabe.

Was mich überrascht: Wenn ich selbst pressen will, wähle ich damit die teuerste Variante - und das ist nur der Preis für frische Rote Bete. Das High-End-Produkt liegt mit 3 € pro Shot zwar wesentlich höherpreisig, als die Saftvarianten, aber das hat auch seinen Grund.

(Keine) Alternative selbst gepresster, frischer Rote-Bete-Saft?


"Wissen was drin ist", das ist oft für viele Motivation, die Dinge selbst herzustellen. Das will ich natürlich auch ausprobieren und lade mir 1 Kilogramm Rote Bete-Knollen in den Korb. Ein Kilo, das benötige ich auch, denn die ergeben nach dem Entsaften gerade einmal knapp mehr als 500 ml Rote Bete Saft - also ein "Shot".

Abgesehen davon, dass der Anschaffungspreis für einen ordentlichen Entsafter noch eingerechnet werden muss, komme ich mit 3,56 Euro/500 ml Saft bei der Selbstpress-Variante ganze sieben mal teurer weg, als bei der Bio-Natursaft-Variante von Grünfink. Hätte ich nicht gedacht ...


Vorgekochte Rote Bete (links) taugt hierfür nix.
Mäßig lecker, dazu aufwändig: Knollen schälen & auspressen. (rechts)

Zudem, "praktisch" ist was anderes ... Die Rote Bete-Knollen müssen geschält werden, was angesichts der enormen Färbekraft des Gemüses schon mal zur Herausforderung werden kann. Dann entsaften, dann verfeinern. 

Denn reinen Rote Bete-Saft kann man nicht trinken - es sei denn, man steht auf den muffigen Geschmack feuchter Fußballer-Unterhosen nach einem Regenspiel, die schon 2 Tage in einem Wäschepuff luftdicht vor sich hingaren konnten ... 


Rote Bete: Für 500 ml Saft braucht man ca. 1 kg Gemüse.

Ich selbst gebe zu den Rote Bete-Knollen deshalb ein, zwei Karotten und einen Apfel. Das macht die ganze Sache etwas süßer, nimmt leicht den erdigen Grundgeschmack und sorgt zudem zusätzlich für eine gute Portion Vitamin-C und Beta-Carotin.

Schmecken tut das ganze dann eher ... mäßig. Ich weiß nicht, ob es an der Jahreszeit liegt oder ich gerade eine sehr erdige Charge hatte, aber der Geschmack des frischen Saftes kann mich nicht begeistern. Selbst, wenn man sich vorstellt, man trinke da ganz gesunde "Medizin", die einen schneller machen würde - es kostet viel Überwindung, einen halben Liter davon herunter zu spülen.

Zudem: Um mir 500 ml selbst gepressten Saft zuzubereiten, brauche ich 25 Minuten Zeit. Kein Vergleich zum "Deckel ab - und runter damit". 

Blutrotes Urin - lustiger, vielleicht erschreckender - aber harmloser Nebeneffekt der Roten Bete


Eigentlich wollte ich auch die Wirkung von selbstgepresstem Saft nach 4 Tagen Nitratloading bei einem Halbmarathon testen. Das breche ich aber schon am ersten Tag ab: Keine 20 Minuten, nachdem ich den Saft getrunken habe, bekomme ich heftigen Durchfall ...

Also lieber weiter die Kaufsäfte testen.

Dabei nicht erschrecken: Denn etwas komisch wird das schon. Spätestens am zweiten Tag, also nach einem Liter Rote Bete-Saft, werdet Ihr eine Überraschung beim Toiletengang erleben. Ich bin ja sonst nicht so, und mein Blog soll frei von Anzüglichkeiten oder Ekeldingen sein, aber darüber kann man ja mal ganz offen sprechen und es abbilden. Also keine Bange - ich finde den Farbeffekt sogar ganz witzig ...


So sieht das dann aus, nach ein, zwei Tagen ...

Die Verfärbungen tun nicht weh, sind nicht schädlich und stören auch sonst nicht: Beim ersten Mal können die nur etwas überraschen oder einen kleinen Schrecken einjagen. Also, alle, die auch mal Rote Bete Saft und Nitratloading über den Saft probieren wollen: Hiermit seid Ihr vorgewarnt.

High Tech-Produkte der Sportfood-Industrie


Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln - also die berühmt-berüchtigten Gel-Tütchen und Wunderpulver - haben sich dieses Trends schon längst angenommen. Mein geschätzter Laufkollege Stefan, der unter work-2-chill bloggt, testet zurzeit neben dem Rote-Bete-Saft ein Produkt der österreichischen Firma Voglsam GmbH, genannt Fitrabbit. Ich bin auf seine Ergebnisse gespannt.


Ich teste das High-Tech Produkt von Sponser natürlich auch.

Ich selbst bin als begeisterter Nutzer der Produkte des Schweizer Herstellers Sponser Sportsfood auf deren Rote-Bete-Shots aufmerksam geworden: Red Beet Vinitrox.

Die Vorteile dieses Produktes fasst Remu Jutzeler, Leiter Forschung & Entwicklung bei Sponser, für mich folgendermaßen zusammen: "Unser Produkt enthält einen ganz klar definierten Anteil Nitrat - die Sportler können die Dosierung also ganz genau einstellen. Zudem ist, neben den positiven Zusatzwirkungen durch dem Produkt zugesetzte Arginine und Ornithine, die extrem kleine Trinkmenge von großem Vorteil: Wo viele Sportler mindestens 500 ml Saft vor den Belastungen, mit all den Verdauungs-Implikationen, zu sich nehmen, ist unsere Dosierung mit den kleinen 60 ml-Fläschchen da sehr viel praktischer."

Meine Empfehlung - Rote Bete im Ausdauersport, nur welche?


Der Nitratgehalt im natürlichen Rote Bete-Saft unterliegt vielen Schwankungen und wird von den Saftherstellern auch nicht gemessen oder vereinheitlicht - wie es etwa bei der Homogenisierung von Kuhmilch geschieht. Demnach ist natürlich auch jahreszeit-, düngungstechnisch oder geografiebedingt der Nitrat-Gehalt in den ganzen Rote Bete-Knollen, die Ihr im Supermarkt kaufen könnt, unterschiedlich. 

Remo Jutzeler sagt hierzu: "Wir haben hier bei uns zum Beispiel ein Rote Bete-Pulver - das an sich sehr gut schmecken würde - bei dem die Nitratgehalt-Angaben von 2.400 bis 9.200 mg Nitrat pro Kilogramm schwankt!" Das sind plus minus 60% vom Mittelwert dieses Produktes. Eine enorme Schwankung!

1 Kilogramm Pulver ergeben ganze 9 Liter Saft - die in den Studien nachgewiesene und damit für messbare Effekte mindestens empfohlene Menge von 400 mg Nitrat würde dann bei diesem Pulver im schlimmsten Fall das Trinken von 1,5 Litern vor der Belastung erfordern. Recht unpraktikabel.


Säfte - egal welche - haben stark schwankende Nitrat-Gehalte.

Wie will man dann, wenn man ernsthafte, beobachtbare und auf die Wirkung von Nitrat rückführbare Schlüsse ziehen wollte, die Aufnahme einer immer gleichen Menge garantieren? Das geht dann eben nur mit nivellierten, standardisierten und hochdosierten Industrieprodukten: Eben zum Beispiel mit dem von Sponser.

Ich habe für meinen Test, dessen Ergebnisse Ihr im dritten Blog-Post meiner Rote-Bete-Reihe werdet lesen können, trotzdem entschieden, diverse Säfte ein mal zu testen. Den milchsauer vergorenen habe ich bereits in einem Halbmarathon probiert - diese Woche steht der naturbelassene Direktsaft, dann die Sponser-Produkte an.

Das alles vergleiche ich dann mit Daten "ohne" RB-Power von 2013. Ich bin gespant.

Mein Gefühl bisher: Ich erziele mit den beiden milchsauer vergorenen Produkten zwar Pace-Verbesserungen, die sind aber weder umwerfend noch so signifikant, dass ich sie - auf vom subjektiven Laufgefühl - dem Rote Bete-Saft zuordnen könnte. Aber es stehen ja noch einige Vergleichsläufe aus ...



Von den Kaufsäften hat mir Grünfink noch am besten geschmeckt.
Preislich mit 99 Ct. für 1 l auch der Hammer.

Die richtig harten Trainings werde ich dann mit dem Mercedes unter den Rote Bete-Produkten, Sponser Red Beet Vinitrox, durchführen. Ich bin sehr gespannt. Mehr dazu findet Ihr dann im dritten und letzten Blog-Post, der dann die Trainingsergebnisse enthalten wir, die ich mit meinen Lauftrainings ohne RB-Tuning von 2012 vergleichen werde.

Ich denke, das wird gegen Mitte März dann soweit sein. Bis dahin: Trainiert fleißig.


Habt Ihr Erfahrungen mit Rote Bete-Säften oder -Produkten? Ich freue mich über Eure Comments.