31. Dezember 2013

Jedermann-Team vs. Radsport-Verein: Machen Jedermänner die Radrennsport-Szene kaputt?

Schon lange geistert mir dieses Thema im Kopf herum. Und nach nun mehr als 3 Jahren als recht aktiver Radsportler wollte ich hierzu meine eigenen Erfahrungen, Ein- und Ansichten quasi "zu Papier bringen".



Breites Spektrum meiner Interview-Partner: Jedermann-Team & Radsport-Vereine

Und so freue ich mich umso mehr, dass ich die Chance nutzen kann und bei einem gemütlichen Winterabend in einer Pfälzer Stube Daniel Beck und Robert Müller zum Interview treffe. Zudem kann ich via E-Mail den Chef des Chariteam München, Martin Stolzenburg gewinnen und Ole Rohwer, einem Deutschen in in Italien.

"Wir wollten etwas eigenes aufziehen - Radsport, wie wir ihn verstehen."


Robert Müller ist Mitte dreißig. Als Sportlicher Leiter der RG Uni hat er nicht nur eine Leitungsfunktion in einem der größten Radsport-Vereine Hamburgs übernommen, sondern ist auch als Gründungsmitglied von Anfang an dabei. "Wir haben uns 1999 als Teil des Hochschulsports gegründet", erzählt er: "Wir waren an die 20 Enthusiasten, die ihr eigenes Ding machen wollten, die Art, wie wir den Radsport sehen und lieben, auszuleben. Damals war die RG Hamburg das Maß aller Dinge - wir aber hatten irgendwie andere Vorstellungen."

Mittlerweile ist die RG Uni so groß geworden, dass man sich nun als eigener e.V. aus dem Hochschulsport ausgründen musste. Die RG kann auf fast 250 Mitglieder stolz sein. Kaum eine RTF, kaum ein Rennen - deutschland- und europaweit - bei dem man nicht die markanten schwarz-roten Trikots sichtet.


Robert Müller, Sportlicher Leiter der RG Uni im Interview.

"Das A und O sind bei uns die Trainingsgruppen", erklärt Robert. "Zwei vereinsoffene und mehrere vereinsinterne Ausfahrten pro Woche, wahlweise in der schnellen (wirklich schnellen!) oder in der etwas langsameren Gruppe sind das Rückgrat und Hauptangebot unseres Vereins. Unseren Mitgliedern ist es wichtig, sich regelmäßig - und doch ohne Verpflichtungen - zu treffen, gemeinsam zu trainieren, sich auszutoben, richtig Gas zu geben, oder sich einfach nur kennen zu lernen. Spaß haben halt." 

Das Angebot der RG Uni, so sagt Robert, wird abgerundet durch die eigene RTF "Alma Mater", die in Norddeutschland zum Pflichtprogramm gehört, die selbst organisierten Trainingslager auf Mallorca und als Höhepunkt des sportlichen Jahres das Elbinselrennen. (Das 2013 leider ausfallen musste).



Schwarz-rot: In Norddeutschland fester Teil der Radsport-Szene.

"Wir teilen alle die selbe Leidenschaft - und bei uns kann jedes Mitglied den Radsport in allen Facetten ausleben: RTFler, Marathonis und Hobbysportler werden genauso angesprochen, wie knallharte Lizenzfahrer, mit immer steigenderem Zulauf auch die Crosser oder eben ambitionierte Jedermänner."

Die Community, das ist das, was die Mitglieder hier suchen finden würden.

Jedermann - das Stichwort.

"Unsere Idee war, dass sich Jedermänner eine Saison lang wie Profis fühlen können."


Daniel Beck, Autor beim Radsport-Magazin Roadbike, hat das Team Alpecin fast von Anfang an redaktionell betreut und ist so etwas wie der Pressesprecher. "Die Roadbike ist als Magazin 2006 gestartet, nur ein Jahr später nahm die Idee von Jörn Harguth (Alpecin) und unserem Chefredakteur Jens Vögele, ein Jedermann-Team zu gründen, konkrete Formen an", erzählt Daniel: "Unser Ziel war es, die Faszination, die vom professionellen Radsport ausgeht, Hobbyfahrern und Lesern noch näher zu bringen - und das, indem wir versuchen, den Jedermännern ein ähnliches Umfeld zu schaffen, wie es die Profis haben."

Jedermänner, so Daniel Beck, leiden genauso wie die Profis - halt jeder in seinem persönlichen Grenzbereich. Dass ein Team wie dieses hilft, eine Marke zu positionieren und die Leser-Blatt-Bindung zu stärken, ist logisch.

"Unser Motto war von Anfang an ganz einfach - ´Trainieren wie ein Profi´. Das sagt sich natürlich erst mal recht leicht. Allerdings bedeutet das dann aber auch, dass, wer wir ein Profi trainiert werden will, dies auch mit Profimaterial tun muss."

Starke Partner aus der Industrie mussten her, logisch, dass für Radhersteller, Bekleidungs- und Equipment-Unternehmen und andere Firmen aus dem Radsport dabei das größte Interesse an der Reichweite des Magazins hatten. Attraktive Werbefläche, ein Team, das die Käuferschaft anspricht, tolles Material bei spannenden Events. Eine schicke Mischung.



Daniel Beck vom Team Alpecin.

Mit Specialized hat das Team Alpecin schon früh einen der ganz großen Namen als Bike-Ausstatter gewinnen können. "Unsere Fahrer bekommen allesamt S-Works-Rahmen. Und das abgestimmt auf deren individuelle Fähigkeiten: Wir haben bei uns Fahrer auf Roubaix-Rahmen, die Damen bekommen ein Amira und besonders ambitionierte und leistungsfähige Fahrer ein Tarmac."
Beste Schaltungen und Leistungsmess-Geräte von SRAM, Laufradsätze von Lightweight, Teambekleidung von Assos, Zubehör, Profi-Trainingspläne und vieles andere machen das Team zu einem der best ausgestattetsten der Jedermann-Szene.

"Bei uns muss man sich bewerben", erklärt Daniel: "Dabei vergeben wir die jährlich 12 Startplätze - 10 über die Roadbike, 2 über Men´s Health - nicht nach Leistungsfähigkeit, sondern nach Originalität der Bewerbungen, nach der individuellen Motivation oder persönlichen Geschichten - wir wollen eine möglichst breite, bunte und attraktive Mischung haben. Ein Team, das nur aus Ötztaler-Rekordgewinnern, das ist nicht unser Ding."

Klar: Die Leserschaft soll sich wiederfinden. Und davon sind die wenigsten Ötzi-Gewinner.

Und wer bewirbt sich bei Euch? "Es findet sich ein kompletter Querschnitt des Radsports bei uns - immerhin bis zu 1.800 Bewerbungen zum Beispiel für die letzte Saison. Darunter sind dann natürlich die ambitionierten, die den Ötztaler Radmarathon in unter 7:30 Stunden fahren wollen, genauso aber auch zum Beispiel Mädels, die noch nie richtig auf einem Rennrad gesessen haben - aber unbedingt Vollgas geben wollen. Alle Altersklassen, Männer wie Frauen, Freaks, Touris, harte Kerle oder solche, die sich dafür halten - ein Querschnitt eben."


Begehrt: Ein Platz im Team Alpecin.

Das Equipment und die Events sind das Eine. Wichtig sei aber allen Teammitgliedern vor allem der Community-Gedanke. Die Team-Zugehörigkeit, das Trikot, die "Flagge", unter der sich alle versammeln und das Ziel, um das es geht. Klar: Das alles auf Profimaterial, trainiert vom Radlabor Frankfurt um Mrathon-Bikeprofi Tim Böhme, bei dem zum Beispiel auch den Profis wie John Degenkolb ihre Leistungsdiagnostik durchführen lassen, und geleitet von Radrennsport-Legende Jörg Ludewig ... das ist das Sahnehäubchen. 

"Im Prinzip aber ist am Ende einer jeden Saison das Gemeinschaftsgefühl, das sich innerhalb des Teams gebildet hat, das Größte.", sagt Daniel. So meldeten sich immer mehr ehemalige Roadbike-Fahrer beim Team, um die aktuellen Trikots zu erwerben, nehmen an Veranstaltungen teil, organisieren sich - und das völlig ohne zutun von Roadbike und ohne Förderung durch das Team - in den "Alpecin Allstars" und übernehmen teilweise "Patenschaften" für die Neuen, begleiten die aktuellen Teams bei den Rennen.



Ob im Jedermann-Team oder Verein: Es ist die Kameradschaft, die zählt.
Foto: Björn Hänssler

"Das ist doch eine ganz tolle Entwicklung, oder nicht? Scheinbar besteht ja ein Drang der Leute, sich irgendwie zu organisieren - auch ohne die attraktiven Gimmicks der Jedermann-Teams."

Komisch: So sehr unterscheiden sich also die Motivationen nicht, in einem Radsport-Verein oder einem Jedermann-Team mitzumachen.

"Richtiger Radrennsport - das geht fast nur beim Lizenzrennen."


Robert und Daniel denken nach, als ich sie Frage, worin denn nun der Unterschied zwischen einem Jedermann und einem Lizenzsportler bestünde. Die Antworten sind dann allerdings wieder erstaunlich gleich: "Wenn man ehrlich ist, dann ist das Jedermannrennen - zum Beispiel die Cyclassics hier in Hamburg, der Velothon in Berlin oder all die anderen des German Cycling Cup - sportlich gesehen eher ein Event. Ein Abenteuer.", sagt Daniel. "Mit 20.000 Rennradfahrern auf einer flachen Baller-Strecke wie den Cyclassics, das ist kein Rennen. Nicht falsch verstehen: Ich habe Respekt vor jedem, der diese Rennen finished, und sicher, viele verausgaben sich, geben ihr Bestes - aber mit dem eigentlichen Radrennsport, wie er lizensiert betrieben wird, hat das nicht ganz so viel zu tun."

Fragt Daniel in Interviews nach deren Meinung, ist es das, was ihm viele Elite- und Lizenzfahrer sagen, die es vergleichen können.

Robert pflichtet dem bei: "Du fährst meist in großen Gruppen, viel im Windschatten - das ist kein Vergleich zu einem Lizenzrennen. Das geht dann vielleicht nur über 50, 60 oder 80 Kilometer, aber da wird richtig gefightet, da wird gekämpft, taktisch hart am Limit gefahren - Windschatten gibt es da kaum." Abgesehen davon: Viele Anfänger, Unerfahrene. Viele Stürze, unnötige Hektik und Stress. Das gibt es bei einem Lizenzrennen in dieser Form nicht.



Einzelzeitfahren bei der Tour de Wendland.

Der Jedermann also als thumber, marketing-geblendeter, eventhungriger Freizeit-Abenteurer?

"Das würde ich nicht sagen.", ewidert Robert. "Viele unserer Mitglieder finden über den Jedermannsport in den Verein. Sie schnuppern am Radrennen. Die großen Rennen mit ihrer effizienten Marketingmaschinerie sorgen dafür, dass das Rennrad und der Radsport auch eine gewisse Bühne bekommen. Nicht wenige unserer Vereinsmitglieder werden Mitglied der RG Uni, weil sie zum Beispiel bei den Cyclassics Blut geleckt haben."

Daniel nickt: "Ich sehe das Problem auch eher nicht in einer wie auch immer gearteten "Konkurrenz" zwischen Jedermann und Lizenz - die gibt es meiner Meinung nach nicht, vielmehr denke ich, es sind eher strukturelle, wenn man so will, auch politische Probleme."

Wie meint er das?

"Ich habe neulich die RTF gewonnen ...!"


"Ich denke, es gibt vor allem zwei Hauptprobleme. Zum Einen ist da der Verein. Ich meine, wie teuer sind die Mitgliedsbeiträge? Vielleicht seid Ihr einfach zu billig? Vielleicht solltet Ihr Eure Beiträge anheben - und dafür dann aber auch richtig etwas bieten: Trainingspläne, professionelle Trainer ... es gibt so viele Dinge.", sagt Daniel etwas provozierend.

Wie meint er das? "Ich meine, verabreden zum Training, das kann ich mich auch via Facebook, Strava oder andere Plattformen - dafür brauche ich keinen Verein." Wo sind die Vorteile, die Mehrwerte, in einem Radsportverein zu sein?



RG Uni beim Trainingslager auf Mallorca.

Robert stimmt verhalten zu.

"Die andere Seite ist aber auch die, dass die Veranstalter von Jedermannrennen zu sehr auf Marketing, auf Wachstum, auf Reichweite setzen. Setzen müssen. Die Werbung der Veranstalter suggeriert jedem mittelmäßig trainierten Kuchenbauch-Daddy, er könne hier echtes Tour de France-Feeling erleben." Kann er vielleicht auch. Aber echter Radrennsport ist das nicht.

Der Eventcharakter der Jedermannrennen gaukelt Rennfahrerfeeling vor. Das führt dann dazu, dass Leute anfangen, einen Sport zu betreiben, ohne ihn wirklich zu betreiben. Ohne ihn zur durchdringen, zu verstehen. Dennoch: Eine Verallgemeinerung wäre unfair den unzähligen ambitionierten Sportlern gegenüber, die das Rennradfahren mit vollem Ernst, Ehrgeiz und Eifer betreiben. Ob in einem Jedermann-Team oder einem Verein, ob als Fahrer der Hobbyklasse oder mit einer C-Lizenz, ist doch eigentlich egal.



Auf die persönliche Motivation kommt es an. Egal, wo man sie auslebt.
Foto: Spiegelbergfoto

Richtig, es ist die Leidenschaft, die zählt. Allerdings kann Robert bei der RG Uni eine interessante Entwicklung beobachten. Auf der anderen Seite, sagt er, "nehmen von uns jedes Jahr immer weniger an den Cyclassics teil" - dafür würde die kleine, aber feine, Fraktion, die sich im Lizenzsport engagiert, stabil bleiben und den Rennen die Treue halten.

Wir diskutieren lange. Vor- und Nachteile, Probleme und Chancen. Und immer wieder die Frage: Könnte man nicht Beides vereinen - zum Vorteile der großen Jedermann-Veranstaltungen und der Vereine? Ja, sogar zum Vorteile des Lizenzsports?


Beim Velothon 2012: Hart? Allemal!

"Wieso," schlägt Daniel vor, "öffnen die Veranstalter ihre Rennen nicht auch den Lizenzfahrern? In eigenen, besonderen Events? Wieso gibt es nicht, vor oder nach den Jedermann-Rennen, ein Lizenzrennen? Ein schönes Kriterium für die echten Radrennsportler rund um die Alster - eine fette Bühne für deren Leistungen, richtig viel Publikum für echten Radsport, toll kommentiert von Einem, der Ahnung von Taktik hat. Für die Lizenzfahrer endlich einmal die Chance, so richtig Gas zu geben." 

Vielleicht fallen ja dann auch die unsäglichen Zielsprints um Platz 4.592 weg?

Industrie und Veranstalter sind da nicht ohne Schuld. Klar: Wachstum und Umsatz generiert man über die Masse, nicht über die paar Lizenzfahrer, die es "ernst" meinen.

Mitgliederschwund und Jedermann-Boom. Stimmt das?


Ich frage Robert, ob das auch für seinen Verein zutrifft. "Nein, definitiv nicht. Wir sind nach unserer Ausgründung sogar darauf angewiesen gewesen, dass all unsere Mitglieder quasi wieder neu eintreten mussten - wir hatten schon etwas Bammel, ob die das umständliche Wiederaufnahmeverfahren alle mitmachen. Und dann dauerte es keine 3 Monate und wir waren wieder auf dem Mitgliederstand wie vorher."

Dennoch beklagt auch Robert Einiges.

"Es fällt zunehmend schwerer, Mitglieder zu motivieren, bei unserer vereinseigenen RTF oder dem Elbinselrennen auszuhelfen. Mehr "Vereinsleben" haben wir eigentlich nicht, bis auf die Jahreshauptversammlung, und trotzdem - sich einbringen, das will heute kaum noch jemand."



Viel Orga-Aufwand: Die RTF der RG Uni.

Dass nun alle Radsportler und Hobbyradfahrer zu den Jedermann-Teams strömen, kann auch Daniel nicht bestätigen, obschon auch die Bewerbungen für das Alpecin-Team jährlich zunehmen. 

"Für meine Begriffe geht das Hand in Hand. Die großen Radsportveranstaltungen ziehen Massen an Begeisterte, verpassen es jedoch, den wirklich ambitionierten Radsportlern eine Bühne zu geben. Gleichzeitig versäumen es die Vereine, das immense Interesse der Jedermänner aufzunehmen und für sich zu nutzen."

Ein Beispiel. Wieder Hamburg. Eine große Fitness-Studio-Kette bietet hier einen mehrwöchigen Kurs samt halbjährlicher Mitgliedschaft im Fitness-Club zur Vorbereitung auf die Cyclassics an. Mehr als 800 Euro werden da für Nicht-Mitglieder fällig. Ohne Startplatz.
Mit Startplatz 930 Euro. 

Indoor-Training auf Spinning-Bikes mit Fitnesstrainern? Das soll auf Radrennsport vorbereiten?
Wäre das nicht eigentlich die Chance für den Radsport-Verein?

Fahrtraining, Basics, Fahrtechnik, Gruppenfahren - von echten Radsportlern in einem echten Radsport-Verein? RG Uni, vielleicht bei Euch? Fehlanzeige. Auch kein anderer der Hamburger Radsport-Vereine bietet dies. Dem Fitness-Studio kann man keinen Vorwurf machen - den Vereinen wohl schon. Einen echten Knowhow-Transfer, den könnten sie bieten. Aber eben nicht für 8,50 € im Monat. Und dass die Leute bereit sind, wesentlich  mehr zu investieren, ist Tatsache.


Ohne Sponsoren undenkbar. Und doch ...

Kann es also sein, dass zu viele finanzielle Interessen im Jedermannsport einen echten Dialog verhindern? Wirkliche Ideen, den Sport nach vorne zu bringen, hinter Umsatzforderungen, Marketing-Reichweiten und Werbewirksamkeitsstudien für Sponsoren zurück stecken? Dass auf der anderen Seite die Vereine irgendwie unfähig sind, sich selbst in diesen Boom einzubringen, vielleicht zu partizipieren?

Vielleicht aber auch, weil die großen Veranstalter wissen, dass es auch ganz prima ohne den Verein geht? Andererseits: Ist ohne die Industrie ein  Radsport-Event überhaupt denkbar?

"Der echte Radsport findet am Rand, weit weg, draußen auf dem Land statt."


Sicher: Nicht jeder, der gerne Rennrad fährt, will Lizenzrennen fahren. Für mich persönlich wäre das man gar nichts. Auch Robert bestätigt dies: "Von unseren rund 250 Mitgliedern sind knappe 40 Leute Halter einer Lizenz. Vielleicht 10 von ihnen fahren aktiv Lizenzrennen."

Das liegt zum einen Teil daran, dass Lizenzradsport schon eine echt harte Nummer sei, sagt Robert, zum anderen aber auch daran, dass er einfach nicht attraktiv genug ist. Es sei aber auch kein Wunder, dass es keine großen Namen, keine bekannten Lizenzrennen gäbe: "Eine Genehmigung für ein Straßenrennen in Hamburg zu bekommen ist unmöglich. Sogar für die abgelegene, verkehrstechnisch nun wirklich nicht wichtige Elbinsel, war es ein harter, langer Weg zur Genehmigung unseres Elbinselrennens. Lizenz - das sind zu wenig Fahrer, zu wenig Sponsoren, zu wenig attraktiv. Wenn dann da aber Vattenfall 20.000 Teilnehmer und vielleicht 10.000 Hotelbuchungen in die Stadt schwemmt - das ist gleich was anderes."


20.000 Teilnehmer und mehr: Für die Cyclassics ist vieles möglich in Hamburg.

Auch deshalb finden sich Lizenzrennen eher auf dem Land oder in umliegenden Gemeinden, wo die Bürgermeister noch froh darüber sind, wenn die 40 Radrennsportler und deren Fans etwas Leben in die Bude bringen. Aber das ist eben der Teufelskreis: Wenn die Lizenzrennen nicht attraktiver werden, nur am Rande der Städte stattfinden, unbemerkt von medialer Öffentlichkeit - und solange die Industrie und große Sponsoren nicht auch im Lizenzssport Potenzial erkennen, wird da kaum etwas passieren.

"Die Marketing-Interessen der Industrie machen den Lizenz-Sport kaputt."


Robert ist da knallhart: "Die Interessen der Industrie und großen Sponsoren lassen dem Lizenzsport keine Luft zum Atmen. Der Jedermann, das Abenteuer, sind einfach zu interessant, das Geld zu leicht verdient." Er gibt zudem zu bedenken, dass keine erkennbare Strategie diesbezüglich beim BDR, unter dessen Dach die Vereine organisiert sind, zu erkennen sei. Dass dann noch die Haudrauf-Medien ihr übriges tun, um den Radsport insgesamt zu diskreditieren, erschwert die Sache natürlich zusätzlich.

Allerdings: Gilt das nicht doch irgendwie für alle Sportarten? Es scheint mir, dass sich irgendwie alles, was mit Ausdauer zu tun hat, einfach sehr gut eignet, um es der Masse zu verkaufen - anders kann ich mir den Laufboom zum Beispiel nicht erklären.


Attraktives Arbeitsgerät: Das S-Works Tarmac des Team Alpecin. 

Simmt: Jeder, der heute nicht mindestens einen Marathon in seiner Vita hat, gilt in unserer Leistungsgesellschaft doch schon fast als nicht mehr up-to-date. "Und wie gesagt: Meiner Meinung nach haben es die Vereine versäumt, mit dem Jedermann-Boom mitzugehen."

Ein ambivalentes Bild also. Knallhartes Marketing und die Eroberung von Märkten auf der einen, die Unfähigkeit, sich vom verrauchten Kegelbahn-Image des deutschen Vereinsmeiers zu befreien, auf der anderen Seite.

Aber ehrlich: Auch ich liebe gut gemachte Jedermann-Events. Sie sind einfach attraktiver: Gesperrte Strecken durch Städte, über Alpenpässe oder tolle Landschaften sind einfach geiler, als das Hardcore-Rennen rund um die Pommes-Bude auf irgend einem abgelegenen Industriegelände. Zuschauer, das ganze Flair - so etwas kann der Buxtehuder Industriegebiet halt nicht bieten.

"Wir haben uns bewusst nicht als Verein gegründet."


Martin Stolzenburg, Chef des Chariteam München, erklärt mir Motivation und Ansatz hinter seinem Team. Auch die markanten Trikots der Münchner fehlen auf kaum einer RTF oder einem Jedermann-Rennen.



Wer es trägt, tut Gutes: Für die ZNS Hannelore Kohl Stiftung.

"Ein Verein, das kam für uns nicht infrage. Zu kompliziert, zu starr, zu "gestern". Sportliche Ziele, wie etwa Platzierungen, sind bei uns vollkommen unwichtig. Gleichzeitig sind wir aber auch keine Werbefläche für Sponsoren oder Partner aus der Industrie. Hinter dem Chariteam steht vor allem der karitative Gedanke - wir sammeln für die ZNS Hannelore Kohl Stiftung. In einem Verein, nach umständlichem, deutschem Vereinsrecht, wäre uns das viel zu viel Bürokratie - und viel zu wenig Spaß gewesen."

Robert spricht bei unserem Interview ebenfalls diesen Aspekt an: Vereine sind aufwändig. Brauchen Satzungen, einen Vorstand, Kassenwarte, Steuererklärungen und so vieles mehr. Ein Jedermannteam - da reicht, um es mal einfach auszudrücken, ein geiles Trikot und los geht es. 



Fun und Gutes tun - das Chariteam München.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand einem Radsportverein beitritt, wenn er nicht gleichzeitig in irgend einer Form auch sportliche Ziele damit verbindet", sagt Martin. "Da bei uns ganz klar sportliche Ziele nicht Thema sind, sondern der Spaß an der Teilnahme an großen (oder kleinen) Veranstaltungen, findet sich hier auch eine ganz andere Klientel. Wir wollen Werbung für eine gute Sachen machen - und dabei einfach nur nette Leute treffen und Spaß haben."

Fun-Faktor Jedermannteam - ohne Vereinsmeierei. Klarer Vorteil, finde ich auch.

Robert hält dagegen: "Was wir zum Beispiel auch machen, ist Nachwuchsförderung." Und damit spricht er ein Thema an, das mich brennend interessiert.

"Alle im Verein tragen die Talente von Morgen mit. Das kann richtig mitreißen!"


Robert spricht da einen Aspekt an, der in den einschlägigen Radsportzeitschriften, vor allem der RennRad als "Organ des BDR", immer wieder heiß diskutiert wird: Der Nachwuchs und wie er an den Sport geführt werden sollte.

"Durch die Mitgliedsbeiträge und vor allem die Erlöse unserer RTF können wir schon ein bisschen mithelfen, junge Talente zu fördern", sagt Robert. "So konnten wir es in der Vergangenheit einigen U 17-, 19- oder U23-Talenten ermöglichen, zu wichtigen Sichtungsrennen zu reisen oder an Wettkämpfen und Meisterschaften teilzunehmen."


Talenteförderung bei der RG Uni - mehr als "Ehrensache".

Der Verein also, der als erster die kleinen Rohdiamanten entdeckt und gezielt fördert. Leider, so gibt Robert zu, geschieht das bei der RG Uni weniger nach einem festen Plan (hier wären dann auch wieder der BDR oder ein richtiges Nachwuchssystem und eine Förderung des Staates gefragt), als nach Kassenlage. Aber immerhin. "Eine Zeit lang war die RG Uni im U 17-Bereich mit ein, zwei richtig großen Talenten unterwegs, einer von uns ist zurzeit an der Radsport-Schule Cottbus. Ein toller Erfolg!"

Daniel Beck meint dazu: "Mir wäre wichtig, dass vielleicht etwas mehr zweigleisig investiert wird: In den Jedermann, aber auch in den Nachwuchs."

"In Italien ist Radsport ein Volkssport. Solche Probleme haben wir nicht."


Ich nutze meine Kontakte nach Italien und frage bei Ole Rohwer, einem Glücklichen, der auf den radsportverrückten Stiefel auswandern konnte und zudem Mitinhaber eines Rennrad-Ladens ist, wie die Situation in Bella Italia ist.

"Generell läuft das in Italien so ab, dass es pro Woche zwei bis drei Gran Fondos gibt, an denen man teilnehmen kann.", beginnt Ole. "Rennradfahren ist in Italien - vor allem hier in der Emilia Romagna - ein Volkssport. Und so nehmen bei den Veranstaltungen mmer locker zwei- bis dreitausend Leute teil, beim Nove Colli zum Beispiel über 10.000."



Cicli Matteoni: Bis zu 100 Mitglieder bei den Ausfahrten.

Jedermann - Lizenzsportler, so etwas gibt es in Italien auch, aber dort seien die Gegensätze weitaus geringer, sagt Ole: "Neben den Gran Fondos, die man mit den deutschen Jedermann-Rennen vergleichen könnte, nur dass diese eher den Charakter einer Radmarathons haben und man bei vielen (Anm. von mir - wie bei dem Gran Fondo Selle Italia - hier zum Bericht) zudem auch eine Lizenz benötigt, gibt es noch die sogenannten Circuiti. Das sind dann Amateurlizenzrennen, wobei es hier nur zwei Klassen gibt. Das ist nicht so komplex wie bei Euch." Dennoch, eine solche Diskussion wie bei uns stellt sich in Italien scheinbar nicht.

"In unserem Verein haben wir an die 300 aktive Mitglieder. Wir treffen uns zwei mal die Woche zu Ausfahrten, wobei dann schon gut und gerne 100 Mann zusammen kommen - ein hübsches Peloton. Dem Italiener ist das Fahren wichtig und ein hübsches Rad. Sich im Verein engagieren, das tut er nicht gern.", sagt Ole. "Wir reisen zu Gran Fondos - wobei hier die Teamwertung eine wichtige Rolle für das Team-Image spielt, machen unsere Trainings und das war es. Das ist alles nicht so bockel ernst."



Reise zu den Gran Fondos: Ehrensache für italienische Radsportler.

Richtig professionelle Gran Fondo-Teams, vielleicht noch am ehesten vergleichbar mit den großen deutschen Jedermann-Teams, gibt es in Italien auch. "Das sind vielleicht 10 professionelle Teams. Wobei diese dann große Sponsoren hinter sich haben und auch auf Sieg fahren." Bei vielen italienischen Gran Fondos winken zudem teilweise stattliche Siegerprämien. Manchmal fahren auch aktive Radsportler, echte Profis mit. Für Einige sind Gran Fondos auch Sprungbrett zu einem Vertrag als Stagiaire."

Großer Sponsor? Eher nicht - dafür einer mit viel Leidenschaft: Cicli Matteoni.

RTFs - die Cicloturistica - gibt es in Italien auch: "Die kosten dann vielleicht 3 Euro. Das liegt dann aber daran, dass es hier eine so große Auswahl gibt, was man am Sonntag fahren kann, eine größere Konkurrenz sozusagen. Ein weiterer Nebeneffekt: 20.000 bis 30.000 Kilometer Jahresleistung sind hier bei vielen unserer Vereinskollegen keine Seltenheit."

Lockerer also.

Entspannter.

Italien halt.

Das würde Deutschland auch gut zu Gesichte stehen, oder? Aber halt, hier haben wir ja andere Volkssportarten: Fußball, Formel 1 und ... Bier.

Machen die Jedermänner nun den Radsport kaputt?


Ein vielschichtiges Thema mit vielen Facetten. Viele viele Interessen und viele Probleme. Aber auch Chancen, Ideen und viele ambitionierte Menschen an vielen Stellen, die diesen wunderbaren Sport nach vorne bringen wollen.

Sicher, meine Überschrift war natürlich bewusst reißerisch formuliert, denn selbstverständlich machen wir Jedermänner diesen Sport nicht kaputt.

Ich denke aber auch, uns Hobbyfahrern, die wir nicht die Ambitionen eines Lizenz-Sportlers haben, würde ab und zu etwas mehr Interesse gut zu Gesichte stehen. Etwas mehr Hinterfragen, etwas mehr Gegenwärtigkeit.

Dass wir die offen gesagt ja geradezu unwiderstehlichen Angebote der Veranstalter mit ihren Industriepartner nutzen, finde ich vollkommen okay. Aber dabei mal etwas über den Tellerrand hinausschauen, das wäre gut.



Chariteam bei der Tour Transalp: Hochpofessionelle Jedermann-Events

Und der Verein? Er muss endlich mit der Zeit gehen. Muss erkennen, dass er nur mit den großen Veranstaltungen und Veranstaltern weiter überleben können wird. Er muss sich seiner Chancen gewahr werden, endlich sein Knowhow einbringen und attraktiver werden für eine Klientel, die sich via App verabreden, Tracks sharen und Challenges online eingehen will, die Bock hat auf die "große weite Welt des Radsports" bei den Jedermann-Rennen.

Vielleicht besinnt sich in gleichem Maße die Industrie wieder ein bisschen auf die Leistungsträger, die Mitte, aus der Stars wie Tony Martin, Andre Greipel & Co entsprungen sind. Den Lizenzfahrern eine Bühne zu geben, ihren - von unseren Hobbyrennen doch so grundverschiedenen - Radsport auszuleben und darzustellen, kann auch für sie ein Gewinn sein.


Persönliche Grenzen verschieben - egal wo, Hauptsache auf dem Rennrad!
Foto: Sabrina Krahl

Ich persönlich bin Jedermann und werde es auch immer bleiben. Ich schnuppere gern mal hier und da - doch ich weiß, wo ich sein kann, wo ich sein will. Wo ich hingehöre, sozusagen. Und daran finde ich nichts Ehrenrühriges.


Ich habe hier meinen Platz: Als Jedermann.

Für mich ist ein Verein wie die RG Uni mit seinen Trainings-Ausfahrten, den Trainingslagern, Fahrtkostenzuschüssen und der Talenteförderung genauso interessant, wie ein Jedermann-Team wie das Alpecin-Team. Beide haben ihren Sinn und ihre Daseinsberechtigung. Werbung gehört zum System und damit auch diese Teams, das gilt für unser Team SunClass Solarmodule in gleichem Maße.

Nein, wir machen den Sport nicht kaputt.

Wir sind der Sport. 



Ich sage meinen Interviewpartnern Danke, sende ein Danke nach München und nach Rimini, Italien.

Wie ist Eure Meinung zu diesem Thema? Ich freue mich über Eure Kommentare.



Wenn es Euch interessiert:

Mitglied bei der RG Uni Hamburg könnt Ihr hier werden. Ansonsten gern mal die Website für den Termin der RTF und - 2014 wird es wieder soweit sein - für das geile Elbinselrennen (hier mein Bericht vom Elbinselrennen 2012) checken!

Das Team Alpecin-Roadbike sucht auch dür Saison 2014 wieder 10 spannende Rennrad-Sportler - hier könnt Ihr Euch für einen Platz im Team, und Fahrkarten zu Ötzi und Alpen-Traum (hier mein Bericht vom Alpen-Traum 2013) bewerben.

Und wer mit einem Trikot-Kauf die ZNS Hannelore Kohl Stiftung unterstützen will, und dazu Teil der Chariteam-Community werden möchte, der kann das hier tun.

Wenn Ihr mal in Rimini sein solltet, schaut unbedingt im Cicli Matteoni vorbei - ein echter, richtig geiler italienischer Rennradladen. Dort könnt Ihr auch Cappuccino trinken und einfach - vielleicht sogar auf deutsch mit Ole - einen Schnack abhalten.



Fotonachweis: RG Uni-Fotos mit Genehmigung durch Robert Müller, Chariteam-Fotos via Martin Stolzenburg, Cicli Matteoni via Ole Rohwer und Team Alpecin via Daniel Beck mit den dort angegebenen Copyrights. Restliche Fotos: Lars Reisberg/Cervelover.com

8 Kommentare:

  1. Sehr schöner Bericht. Man merkt, dass du dir sowohl mit den Interviewpartnern als auch mit den eingenommenen Sichtweisen, erfolgreich, Mühe für möglichst objektive Sichtweisen gegeben hast. Auch die in der ersten Hälfte sehr oft zu findenden Unterscheidungen zwischen so etwas wie "echten" Radsport und dann wohl dem Gegenteil, "unechten" oder Fake Radsport hast du am Ende zu einem guten Schluss geführt, mit dem Satz "Wir sind der Sport."

    Denn es gibt kein "echt" und "unecht", es gibt nur das, was man selbst daraus macht und was man für sich daraus zieht.

    Und wenn ich mir so manche… also eher 95% der Schlagzeilen, um die UCI und Pat McQuaid anschaue, dann frage ich mich, wo hier eher der "echte" Sport ist. Nun ist die UCI nicht das Vereinswesen, aber der näher stehende BDR tritt ja auch kaum positiv, oder überhaupt, hervor. Es klang ein wenig in deinem Beitrag an, dass hier durchaus Potenzial für die Vereine aber auch für den Radsport an sich sträflich vernachlässigt wird.

    Das sich die wenigsten Leute einbringen wollen, wie oben beklagt wird, ist leider wahr. Was aber auch ein Grund ist (neben den anderen Gründen im Beitrag), führst du selbst an und genau so geht es mir auch:

    "Aber ehrlich: Auch ich liebe gut gemachte Jedermann-Events. Sie sind einfach attraktiver: Gesperrte Strecken durch Städte, über Alpenpässe oder tolle Landschaften sind einfach geiler, als das Hardcore-Rennen rund um die Pommes-Bude auf irgend einem abgelegenen Industriegelände. Zuschauer, das ganze Flair - so etwas kann der Buxtehuder Industriegebiet halt nicht bieten."

    30 mal rund um den Kirchturm mag harter Sport sein - nein, ist es ganz sicher - aber es spricht mich halt auch nicht an. Umso bedauernswerter finde ich - nein, es macht mich öfters wütend - wenn RTFs oder Rennen daran scheitern, dass Genehmigungen versagt werden. Teils unter fadenscheinigen Gründen, teils, weil da ja vielleicht (gegriffen) 3 Polizisten mal an an der Straße stehen müssten.

    Und dann lese ich, dass bei nächsten x-beliebigen Fußballspiel wieder Hundertschaften sowohl im Stadion als auch in den umliegenden Straßenzügen und Bahnhöfen damit beschäftigt sind Fußball"fans" zu bändigen… Und das mit Steuermitteln, während die Fußballvereine Millionen scheffeln - oder auch trotz Millionen Einnahmen Millionenschulden machen (da sind sie aber selbst schuld). Da geht einem die Hutschnur hoch… Soviel dann auch wieder zum Thema "Volkssport"… -.-

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    1. danke torsten,
      deinem comment hab ich nix hinzuzufügen.
      gesundes neues dir.
      L

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  2. Wow, was ein aufwendig recherchierter Blog. Danke für die interessanten Infos, das ist zur Zeit in der Tat ein besonders interessantes Thema für mich, da wir gerade vor der Überlegung stehen unser Jedermannteam (scuderia-suedstadt.de) als Verein beim BDR anzumelden.
    Unser Team hatte zwar nicht erst ein gemeinsames Trikot, sondern erst mal ein gemeinsames Logo. WIr haben uns gegründet, um gemeinsam bei einem großen Jedermannevent zu starten, nämlich Rund um Köln. Von den etwa 20 Leuten, die mehr oder weniger regelmäßig bei uns fahren haben nur 3 eine Radsportvereinsvergangenheit, davon einer im MTB-Bereich. Ich glaube nicht, dass man sagen könnte, wir hätten hier dem Vereinssport Fahrer abgegraben. Andererseits, haben sich mittlerweile 3 von uns bei anderen Vereinen gemeldet, die sonst vielleicht nicht den Weg in einen Verein gefunden hätten. Wie gesagt überlegen wir zur Zeit auch, selbst einen Verein zu gründen, müssen noch die Kosten/Aufwände und den Nutzen abwägen. Zum Nutzen gehört für uns auf jeden Fall auch, durch die BDR-Beiträge indirekt den Radsport/Nachwuchs/etc. zu fördern. Das sind also finde ich schon Beispiele, die zeigen, dass der Jedermannbereich auch positiv in den VEreinsbereich einwirken kann (außerdem stecken wir natürlich ein paar Euro in die ein oder andere RTF-Teilnahme). Aber z. B. auch deine Internetseite ist doch mit der hier dargestellten und gelebten Liebe zum Rad eine großartige Werbung für den Radsport! Also: Danke dafür!

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    1. moin,

      danke für deinen comment und deinen beitrag.
      und fürs lob auch.

      ride safe,
      L

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  3. Moin Moin Lars,
    ein wirklich sehr interessanter Artikel der einem einen guten Überblick über die unterschiedlichen Gruppen und Interessen im Radsport aufzeigt und deren Sichtweisen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln sehr gut nachvollziehen lässt.
    Hat mir als Neuling einen guten Überblick über die Radsportszene gegeben und wird mir sicherlich helfen bei meiner derzeitigen Entscheidung "Verein oder Jedermannteam?".
    Vielen Dank dafür!!
    Beste Grüße aus Münster
    Philipp

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  4. Moin Moin Lars,
    ein wirklich sehr interessanter Artikel der einem einen guten Überblick über die unterschiedlichen Gruppen und Interessen im Radsport aufzeigt und deren Sichtweisen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln sehr gut nachvollziehen lässt.
    Hat mir als Neuling einen guten Überblick über die Radsportszene gegeben und wird mir sicherlich helfen bei meiner derzeitigen Entscheidung "Verein oder Jedermannteam?".
    Vielen Dank dafür!!
    Beste Grüße aus Münster
    Philipp

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    1. moin philipp,

      sehr gern & danke fürs lob.

      ride safe, LG

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  5. Hallo!

    Ich habe den Link erst heute entdeckt und fand ihn sehr interessant. Ich wusste aber gar nicht das die Probleme schon 2013 in so grossem Maße da waren. Was meine ich generell? Vergleichen wir erst mal den BDR mit der NTFU ( Holland ). Bei uns, in Deutschland, steht man sich, meiner Meinung nach, in vielerlei hinsichtlich selbst im Weg. Wie meine ich das? Der BDR will vom ADFC, Triathlon Teams, Brevetveranstaltungen nichts wissen. Bei der NTFU ist nahezu das komplette Vereinsangebot bei den Holländern in einem (Sport)Kalender.

    Über meine Person: Ich fahre seit 18 Jahren Rad, mir geht es nicht um Geschwindigkeitsrekorde, ich bin nicht hochgezüchtet, reiße aber jedes Jahr, durchgängig seit 2008 über 10.000 km ab. Letztes Jahr war mein persönlicher Rekord mit etwas mehr als 15.000 km. Dennoch ist mein Speedlevel überschaubar. Für mich ist das Ziel das Ziel, und wenn ich 20 Minuten mehr brauche dann ist es halt so. Jetzt kann man sich ein kleines Bild von mir machen.

    Kommen wir nun zu Aussagen aus diesem wirklich gelungenen Beitrag die mir zu denken geben, einfach daher da ich selbst in einem Radsportverein bin, einer der auch eine RTF ausrichtet. Auch wir haben mit einer gewissen Problematik zu kämpfen. Wenig Helfer! Zum Glück bezieht sich das bei uns nicht auf diese Aussage, sondern eher an der kleineren Grösse des Vereines! Ich zitiere mal:

    "Es fällt zunehmend schwerer, Mitglieder zu motivieren, bei unserer vereinseigenen RTF oder dem Elbinselrennen auszuhelfen. Mehr "Vereinsleben" haben wir eigentlich nicht, bis auf die Jahreshauptversammlung, und trotzdem - sich einbringen, das will heute kaum noch jemand."

    Wenn ich das lese könnte ich, sorry für den Ausdruck, kotzen. Das ist einmal bzw. zweimal in diesem Fall im Jahr. Damit macht in dieser Hinsicht schon mal nicht der Jedermann die Radsportszene kaputt sondern sein persönliches Ego wenn Person XY dem Radsport nichts zurückgibt. Es geht NUR wenn man auch gibt und nicht nur nimmt!!!! Dazu geht mir dann auch diese Aussage auf den Keks


    "Wir haben uns bewusst nicht als Verein gegründet."

    Na ja, ich persönlich denke das die Basis des Radsports auf eine gewisse Ebene eher die RTF´s sind. Und diese Basis bröckelt. Einfach daher da fast jede/r nur fahren will. Hat das was mit eventueller Liebe zum Jedermannrennen zu tun? Ich glaube eher nicht!

    Ich hoffe einfach nur inständig das man die Leute eher motivieren kann bei den 1 oder 2 Veranstaltungen pro Jahr zu helfen, schön wäre es ja! Ein Beispiel habe ich in der Hinsicht ja noch. Ich habe in 2016 meine Liebe zu Brevets gefunden. Bis dato nur die kurzen. Wenig Zeitdruck, einfach fahren, herrlich! Und am Ende glücklich wie sonst was. Wie sieht es da in Deutschland aus? Touren eigentlich nur von Februar bis Juli. Wie sieht es bei den Nachbarn in den Niederlanden / Belgien aus? Das ganze Jahr über! Die RTF Saison war Anfang November ( mit den ersten CTF´s fürs Folgejahr ) Geschichte. Nichts, immer dieselben Haustouren? Null Bock drauf. Also bin ich 3 Brevets in NL gefahren plus einen in Belgien, dazu gibt es jedes Wochenende an die 10 Geländetouren, Helfer soweit das Auge reicht. Die Leute identifizieren sich mit ihrem Verein, so sieht es dort aus. Ich für meinen Teil identifiziere mich auch mit meinem Verein! Ich müsste schon im Krankenhaus liegen damit ich an diesem Tag nicht als Helfer vor Ort bin, und wenn dieses Umdenken nicht statt findet, dann ist vereinstechnisch ein sehr grosses Problem da!

    Gruss,
    Ralf

    Ps: Ein sehr sehr gelungener Bericht den hoffentlich noch viele Leute lesen werden! Für mich selbst stand vielleicht nicht so viel neues drin, ausser das ich nun weiß das das Helferproblem nicht scheinbar erst seit 2015 existiert, sondern schon deutlich eher! Ich hoffe nur das du, Lars, dem Radsport auch was zurück gibst :)



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